Infolge der Verwitterung von asbesthaltigen Baustoffen
und der industriellen Verarbeitung von Asbest wurden über Jahrzehnte
hinweg Asbestfasern freigesetzt, deren cancerogene Wirkung
bei der Inhalation erst relativ spät erkannt wurde. |
Wie dringlich dieser Bedarf ist, zeigt sich u.a. durch einen 1994 von der Eternit AG ausgeschriebenen Wettbewerb, der Naturwissenschaftler und Techniker aufrief, einen Schnelltest zur Asbesterkennung zu entwickeln. Die Gründe für die Notwendigkeit eines derartigen Schnelltests liegen auf der Hand: Ein bestehender Verdacht, daß ein Bauwerk oder Teile davon Asbest enthält, muß schon aus Gründen des Arbeitsschutzes und im Hinblick auf eine fachgerechte Entsorgung überprüft werden. Die bislang üblichen Methoden wie z.B. die Elektronenmikroskopie oder auch die Identifizierung von Asbestfasern unter dem Durchlichtmikroskop sind zeitaufwendige Labortechniken, die nur erfahrene Techniker durchführen können. So sind längere Verzögerungen bei Baumaßnahmen unvermeidlich und eine potentielle Gefährdung der Arbeiter und der Umwelt wird unter Umständen erst spät erkannt. Die Forschungen der BEGUMA auf dem Gebiet der infrarotspektroskopischen Mineralanalytik wurden durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) und das Land Brandenburg im Rahmen eines FuE-Projektes nachhaltig gefördert. Ziel dieser Forschung war es, die Mineral- und Baustoffanalytik mit Hilfe der IR-Spektroskopie derart zu vereinfachen, dass nach einer aufbereitungslosen Analytik eine automatische Identifizierung der Probe bzw. eine Qualitätsüberprüfung nach entsprechenden Vorgaben möglich ist. Ein Schwerpunkt des Projektes war die zerstörungsfreie Schnellbestimmung von asbesthaltigen Baustoffen. Im Rahmen unseres Forschungsprojekts konnten wir die Methoden der bei der FTIR-Spektroskopie üblichen Reflexionsmessung derart modifizieren, dass Festproben ohne Aufbereitung zerstörungsfrei untersucht werden können. Dabei spielt die Größe der Probe kaum mehr eine Rolle. Durch die Mobilität des Gerätes und die Möglichkeit, das Gerät vor das zu untersuchende Objekt zu positionieren, können auch großflächige Bauteile bzw. Proben oder ganze Wandflächen direkt analysiert werden. Prinzipskizze des Prototypen (detailiert) Zentrales Bauteil bei der FTIR-Spektroskopie ist ein Michelson-Interferometer. Für unsere Arbeiten setzen wir ein Interferometer ein, das aufgrund seiner stoßunempfindlichen, sehr kompakten Bauweise hervorragend für den Einbau in ein mobiles Meßgerät geeignet ist. An das Interferometer ist eine von uns entwickelte Meßzelle (Empfängereinheit) angekoppelt, deren Kernstück eine spezielle Reflexionseinheit mit integriertem IR-Detektor ist. Die von uns gemessenen Proben haben üblicherweise Faustgröße, bei Platten haben sich DIN A5- bis DIN A3-Größen bewährt. Da wir auf eine Fokussierung der vom Interferometer ausgehenden IR-Strahlung verzichten, kann eine relativ große Fläche von ca. 8 - 10 cm2 der Probe direkt untersucht werden. Die sonst bei röntgenographischen und herkömmlichen infrarotspektroskopischen Analysen auftretenden Schwierigkeiten der repräsentativen Probenaufbereitung entfallen dadurch. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Spektren von drei Proben, die mit dem Prototypen unseres Gerätes untersucht wurden. Der Prototyp ist z.Z. mit einer von uns entwickelten Sensorik ausgestattet, die speziell die Asbesterkennung in Baustoffen ermöglicht. Andere Anwendungen und Fragestellungen sind durch entsprechende Modifikationen der Sensoren prinzipiell möglich und vorgesehen. Spektren von Baustoffen (detailiert) Bei den untersuchten Proben handelt es sich um zwei Asbestzementplatten und um eine asbestfreie Probe. Obwohl die Asbestzementplatten unterschiedlicher Herkunft sind und wahrscheinlich auch aus unterschiedlichen Produktionschargen stammen, sind ihre Reflexionsspektren nahezu identisch. Sie zeigen deutlich die für Asbest charakteristischen Absorptionsbanden und untergeordnet Banden, die auf die karbonatische Matrix (Zement) zurückzuführen sind. Die asbestfreie Probe hingegen besitzt nur Absorptionsbanden des Zements. Die sich noch in der Entwicklung befindliche Software wird eine selbständige Erkennung von Asbest in den Proben ermöglichen, ohne daß der Anwender selbst über Kenntnisse von Infrarotspektren und deren Auswertung verfügen muß. |